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Zwei NÖ-Regionen sind digitale Recyclingpioniere

©Saubermacher AG/Günther Peroutka

Die Pilotprojekte in Horn und Tulln zeigen das große klimarelevante Potenzial, das in der Entsorgung schlummert und mit modernen Technologien gehoben werden kann. „Informationen werden genau erfasst und analysiert. Dank der Transparenz kann man die Entsorgung punktgenau steuern und folglich höhere Qualität, weniger Lärm und einen geringeren CO2-Ausstoß bei mehr Effizienz erzielen“, informiert Hans Roth, Gründer der Saubermacher AG. Dazu haben die F&E-Spezialisten des Umweltpioniers in Kooperation mit der Firma Stummer, der TU Graz, dem Know-Center, dem Joanneum Research und dem österreichischen Start-up SLOC neue Tools entwickelt und seit dem Vorjahr in beiden Regionen getestet. „Der beste Abfall ist jener, der gar nicht anfällt – und fällt er doch an, so gilt es ihn bestmöglich zu verwerten! Das ist die Voraussetzung für nachhaltiges und zukunftsorientiertes Wirtschaften. Innovative Projekte wie diese leisten dabei einen besonderen Beitrag und tragen zur Entwicklung einer modernen und effizienten Abfallbewirtschaftung in Niederösterreich bei,“ so Landeshauptmann-Stellvertreter Stephan Pernkopf.

Projekt intelligente Glassammlung

Die rund 600 Hightech-Sensoren namens ANDI2 (Automatisch, Nachhaltig, Digital und Innovativ), die vom Start-up SLOC mit Praxisfeedback von Saubermacher entwickelt wurden, maßen und kommunizierten den Inhalt von 300 Altglas-Behältern an eine intelligente Plattform. Diese ebenfalls von SLOC in Kooperation mit dem Know-Center und dem Erstanwender Saubermacher entwickelte IoT-Tool vernetzt verschiedene Parameter, z. B. den Behälterfüllstand, die max. LKW-Nutzlast etc., und erstellt einen gesamthaft optimierten Tourenplan. Beispielsweise sollen Behälter nicht schon entleert werden, obwohl sie erst halb voll sind. „Wir haben den durchschnittlichen Füllgrad der entleerten Behälter um 30 Prozent verbessert“, erklärt Ralf Mittermayr, CEO der Saubermacher AG. „Dabei wurde auch die Qualität verbessert. Die überfüllten Behälter wurden deutlich um über 80 Prozent reduziert“, so Mittermayr. Dass das dynamische Entsorgungssystem sinnvoll ist, zeigten die Lockdown-Phasen. Während es in anderen Regionen mit statischer Entsorgung aufgrund der plötzlich anfallenden deutlich höheren Sammelmengen bei einigen Sammelstellen zu kurzzeitigen Überfüllungen kam, konnte diese Herausforderung dank des dynamischen Sammelsystems in Horn proaktiv gemanagt werden.

„Die Ergebnisse haben mich überzeugt. Wir gehen nun vom Pilotprojekt in den Regelbetrieb über und möchten viele andere Altglas-Sammelpartner auch motivieren solche Systeme einzusetzen“, sagt Auftraggeber Haymo Schöner, AGR. Die Datenübertragung erfolgt über die Funktechnologie NarrowBand IoT (NB-IoT) von Magenta. Die hohen Anforderungen an die Übertragungstechnik wurden zuverlässig erfüllt. „Gemeinsam mit unseren Partnern entwickeln wir digitale Lösungen, insbesondere im Bereich des Internets der Dinge, mit denen es gelingt, ganze Wertschöpfungsketten zu optimieren. Das Projekt zur intelligenten Glassammlung ist ein gutes Beispiel dafür, wie Digitalisierung zur Effizienzsteigerung und somit auch zur Vereinfachung von Prozessen beitragen kann“, so Andreas Bierwirth, Magenta Telekom.

Projekt 2 / Künstliche Intelligenz für Bewusstseinsbildung

„Liebe/r Bürger/in! In Ihrem Restmüll befanden sich noch erhebliche Fehlwürfe. Der Hauptstörstoff war Leichtverpackung. Bitte achten Sie auf die richtige Mülltrennung. Das schützt die Umwelt und das Klima! Herzlich, Ihr Abfallwirtschaftsverband“ – mit solchen bzw. ähnlichen persönlichen Rückmeldungen direkt auf das Smartphone von 116 Testhaushalten in drei Gemeinden im Bezirk Tulln wurden die Mülltrennung und die Recyclingquote durch die Anwendung von Künstlicher Intelligenz verbessert. Ein sog. Wertstoffscanner im Sammelfahrzeug erkennt mit unterschiedlichen Sensoren/Kameras und einem neuronalen Netzwerk, ob im Restmüll Fehlwürfe wie z.B. Plastikverpackungen sind. Im Wesentlichen landeten unterschiedliche Wertstoffe wie z. B. Altpapier und Biomüll in der falschen Tonne. Dies sind aber wichtige Sekundärrohstoffe. Doch einmal in der schwarzen Tonne entsorgt, sind sie für das Recycling und folglich für die Senkung klimaschädlicher Gase für immer verloren. Würde man die gesamten Fehlwürfe im Restmüll österreichweit reduzieren, so könnte man rund 350.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Der Wertstoffscanner wurde gemeinsam von Fahrzeugbauer Stummer, Joanneum Research, TU Graz und Saubermacher entwickelt.

Das persönliche Feedback ist wesentlich, da klimarelevantes Verhalten unmittelbar bewusstgemacht und durch positives Feedback belohnt wird. Aufgrund von Corona wurde in diesem Pilotprojekt nur eingeschränkt kommuniziert. Die Ergebnisse zeigen, dass allein schon das Wissen über das Monitoring – ähnlich wie bei einem leeren Radarkasten – zu einer Verhaltensänderung führt. „Effizienzsteigerung durch moderne Abfallsysteme sind für die Gemeinden das Gebot der Stunde in Zeiten von Nachhaltigkeit- und Klimazielen. Mit den Pilotprojekten in Horn und Tulln zeigen wir erfolgreich vor, wie man Abfallwirtschaft digital und effizient gestalten kann. Unser Ziel muss es sein, dieses System in größeren Regionen zu testen, den Umgang damit zu lernen und möglichst bald auf alle Gemeinden Österreichs auszurollen“, so Alfred Riedl, Präsident des Österreichischen Gemeindebundes. Bei beiden Projekten wurden die gebotenen Datenschutzstandards eingehalten.

Titelbild: Franz Göd/Obmann Gemeindeverband Horn, Haymo Schöner/Geschäftsführer Austria Glas Recycling, Alfred Riedl/Präsident des Österreichischen Gemeindebundes, Hans Roth/Saubermacher Gründer, Andreas Bierwirth/CEO Magenta Telekom, Ralf Mittermayr/CEO Saubermacher (v.l.n.r.), Fotorechte: Saubermacher AG/Günther Peroutka

Bildmaterial: https://flic.kr/s/aHsmWRmx9f

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