• Umfassende Studie gestartet
  • Telemedizinische Betreuung von Hochrisikopatienten In
  • Österreich sind etwa 300.000 Menschen daran erkrankt

Die telemedizinische Betreuung von Menschen mit Herzinsuffizienz (HI, „Herzschwäche“) mittels Mobiltelefon und Near Field Communication-Technologie (NFC) soll die Überwachung der Patienten zu Hause verbessern, ihre Behandlung optimieren, Verschlechterungen der Krankheit verhindern und damit erneute stationäre Aufnahmen vermeiden. Mit INTENSE-HF (INtegrated TElemonitoring and Nurse Support Evaluation in Heart Failure) startet jetzt die bisher größte in Österreich durchgeführte Studie zur Telemedizin bei Herzinsuffizienz. Diese Studie der MedUni Graz mit mehr als 300 Teilnehmern wird in Kooperation mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Translationale Herzinsuffizienzforschung (LBI.HF) durchgeführt.

Zu diesem Zweck haben sich neben der Förder- und Trägerinstitution der Ludwig Boltzmann Gesellschaft die Medizinische Universität Graz, das Austrian Institut of Technology, Bayer HealthCare, die Karl-Franzens-Universität Graz, die Steiermärkische Gebietskrankenkasse, die Steiermärkische Krankenanstalten und T-Mobile Austria zusammengetan. „T-Mobile versteht sich als ‚Enabler‘ für neue Möglichkeiten, die digitale Technologien und mobile Datenverbindungen im Gesundheitsbereich eröffnen“, so Andreas Bierwirth, CEO T-Mobile Austria. Dazu bringt das Unternehmen zwei Kernkompetenzen ein: Das flächendeckendes Netz, mit dem T-Mobile die oft lebenswichtigen Daten verlässlich und sicher übertragen kann, sowie der Einsatz von Smartphones zur Erfassung persönlicher Gesundheitsdaten und Unterstützung eines gesundheitsbewussten Lebensstils mit Hilfe entsprechender Apps.

Neue Ansätze gefordert

Ein Schwerpunkt der Tätigkeit des LBI.HF ist die Versorgung von HI-Patienten, die wegen einer Verschlechterung dieser Krankheit soeben aus dem Krankenhaus entlassen wurden und ein sehr hohes Sterberisiko haben. „Hier untersuchen wir neue Ansätze, zum Beispiel in Form einer telemedizinischen Betreuung“, sagt LBI.HF-Direktor Univ.-Prof. Dr. Burkert Pieske, Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie an der MedUni Graz und Präsident der Österreichischen Kardiologengesellschaft bei einem Pressegespräch in Wien. „Die mit Hilfe von Telemonitoring möglich gewordene enge Zusammenarbeit zwischen Patient und Arzt soll es ermöglichen, bei diesen Patienten so rechtzeitig gegen zu steuern, dass eine neuerliche Verschlechterung der Krankheit verhindert werden kann.“

In der INTENSE-HF-Studie werden HI-Patienten unmittelbar nach der Entlassung aus dem Krankenhaus in das Telemonitoring-System aufgenommen. Sie bekommen ein Telemonitoring-Set mit Blutdruckmessgerät, Körperwaage, Mobiltelefon und Symbolkarte und werden eingeschult. Mit telemedizinischer Unterstützung übermitteln sie täglich via Smartphone und NFC-Technologie – mit ihr ist die Übertragung der Daten zum Beispiel vom Blutdruckmessgerät auf das Mobiltelefon ohne Zutun des Patienten möglich – ihre Vital-Parameter (Blutdruck, Puls, Gewicht) und bestätigen die Einnahme der ausgewählten kardioaktiven Medikamente an die Monitoring-Zentrale. Die automatische Überwachung individueller Grenzwerte führt bei Über- oder Unterschreitung zu einer Meldung an den betreuenden Arzt zum Beispiel per E-Mail oder SMS.

„Eine neuartige Software analysiert die Daten und gibt dem Studienarzt Hinweise zur weiteren Verbesserung der HI-Behandlung“, sagt Univ.-Prof. Dr. Friedrich Fruhwald, Key Researcher Telemedicine beim LBI.HF und der klinischen Abteilung für Kardiologie der MedUni Graz. „Ist zum Beispiel der Puls an fünf von sieben aufeinanderfolgenden Tagen erhöht, bekommt der Arzt den Vorschlag übermittelt, dass gemäß den Guidelines der Europäischen Kardiologengesellschaft eine Dosissteigerung des Betablockers überlegenswert wäre. Analoges gibt es für den Blutdruck mit ACE-Hemmern, und für das Körpergewicht, wobei hier vor allem auf rasche, innerhalb von zwei Tagen auftretende Schwankungen reagiert wird.“ Ob der Arzt diese Empfehlung übernimmt oder nicht, ist seine Entscheidung. Prof. Fruhwald: „Er muss diese aber auf jeden Fall dokumentieren.“

Feedback-Mechanismen und geschlossener Monitoring-Kreislauf

Über das Web-Interface kann die betreuende Person auch eine persönliche Feedback-Nachricht verfassen und diese an das Endgerät des Patienten übermitteln. Eine integrierte Lesebestätigung gibt dem Betreuer die Gewissheit, dass die Nachricht beim Patienten angekommen ist.

„Die Compliance ist für eine wirksame Therapie von Patienten mit chronischen Erkrankungen sehr bedeutsam. Die Erfahrungen mit Telemonitoring zeigen, dass Patienten die Vorteile eines geschlossenen Monitoring-Kreislaufs verstehen und annehmen, was sich in einer verbesserten Therapietreue ausdrückt“, so Prof. Pieske. Im Falle von fehlenden Werten kann die integrierte Erinnerungsfunktion Patienten zum Beispiel an die Einnahme von Medikamenten oder die Durchführung von Übungen erinnern. Diese Erinnerungen werden am Benutzerterminal grafisch und akustisch angezeigt.

HI stellt die moderne Herz-Medizin vor besondere Herausforderungen. HI, in Österreich sind etwa 300.000 Menschen daran erkrankt, beeinträchtigt die Lebensqualität massiv bis hin zur Invalidität. 50 Prozent der Menschen mit der Diagnose HI sterben innerhalb von vier Jahren, über 50 Prozent der Menschen mit „schwerer“ HI innerhalb eines Jahres. Bei HI kommt es 6-mal bis 9-mal so häufig zu einem tödlichen Herzstillstand, wie bei gesunden Menschen.

 

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